Montag, 16. September 2013

Digitale Fotografie - Fluch oder Segen?

Können Sie sich noch dran erinnern? An jene Zeit, in der das Fotografieren noch komplett anders funktionierte als heute? Als man noch eine Kapsel in den Fotoapparat drückte, 24 oder 36 mal auslöste, den Film zurück spulte, die Kapsel ins Labor brachte und einige Tage später stolz den Umschlag mit den fertigen Fotos nach Hause trug? Eine Ewigkeit scheint diese Zeit her zu sein! Eine Zeit, in der der Krieg noch kalt war und die Mobiltelefone Koffergrösse hatten. Und doch liegt diese Zeit nicht mehr als 20 Jahre zurück.

Und wie wir fotografierten! Jeder Druck auf den Auslöser kostete 50 bis 90 Rappen, Pfennige, Cent oder was auch immer. Das Experimentieren mit Blende, Brennweite und Verschlusszeit verkam zu einer teuren Angelegenheit und war ausserdem auch nicht besonders sinnvoll, bekam man doch erst etwa eine Woche später Kenntnis von den Ergebnissen.

Die gute alte Fototasche aus Analogzeiten

Da hat man es heute mit der digitalen Fotografie schon viel einfacher. Speicherkarte rein und los geht’s! Klick, klick, klick! Ein Foto im Eimer? Kein Problem, wir löschen es einfach, es kostet ja nichts! Und wenn wir vom Urlaub heim kommen, pflanschen wir die 1738 erzielten Fotos am besten gleich en bloc auf die Fotogalerie im Internet. Schliesslich sollen die Freunde und Verwandte doch etwas zu schauen haben!

Ich bin davon überzeugt; auf 70 Prozent aller Bilder im Internet hätte die Menschheit verzichten können. Aber es scheint tatsächlich Menschen zu geben, die der Meinung sind, jedes noch so misslungene Bild im Internet publizieren zu müssen. Na gut, dann lasst uns doch einfach das Internet in Milliarden Fotos ersäufen!

Also, gehen wir zumindest in Gedanken nochmals zurück ins analoge Zeitalter, legen wir noch einmal eine Filmkapsel in den Fotoapparat, knipsen wir 24 oder 36 mal, immer im Wissen, mit jedem Knips 70 Rappen ärmer zu sein und holen wir eine Woche später stolz den Umschlag aus dem Labor. Um dann – Schreck lass nach – festzustellen, dass alle Bilder überbelichtet sind. Ein Problem, das wir heute nicht mehr kennen, dafür kennen wir andere: Bilderschwemme im Internet zum Beispiel.

So wünsche ich Ihnen allen zum Schluss fröhliches Fotografieren! Den Profis genauso wie den Hobbyknipsern. Und natürlich auch jenen, die sich an der Bilderschwemme im Internet beteiligen! 

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