Mein geliebtes Mami
Noch am Samstag habe ich Dich gedrückt und jetzt bist Du
schon nicht mehr bei mir. Mein Schmerz ist so gross, dass ich Dich nie mehr in
meinen Armen halten kann. Du warst so ein wichtiger Teil meines Lebens, dass
ich mir nur schwer vorstellen kann, wie mein Leben ohne Dich sein wird. Ich
vermisse Dich jetzt schon so sehr!
Seit deiner schweren Erkrankung vor vier Jahren wusste
ich ja, dass dieser Tag kommen würde und dass er wahrscheinlich viel zu früh
kommen würde. Und doch trifft er mich jetzt so unvorbereitet. Ich hatte die
Hoffnung nie aufgegeben, dass Du noch einmal gesund werden würdest. Zumindest
so, dass wir beide zusammen noch nach Holland hätten fahren können. So gerne
hätte ich Dir doch die blühenden Tulpenfelder gezeigt. Ich weiss, dass Dir das
enorm gefallen hätte. Leider war uns das nicht vergönnt.
Ich habe unsere gemeinsame Zeit immer sehr genossen und
es war für mich immer wieder eine besondere Freude, Dich in Deinem kleinen
Paradies zu besuchen, wie Du Deine wunderschön eingerichtete Dachwohnung
genannt hast. Dort hast Du immer so gerne liebe Gäste empfangen. In wenigen
Tagen wird Deine Wohnung geräumt sein und die wunderbaren
Einrichtungsgegenstände werden verstreut sein. Deshalb habe ich ganz alleine
noch einmal in deiner Wohnung übernachtet; einfach, um die unvergleichliche
Atmosphäre zu spüren und mich von Deinem kleinen Paradies zu verabschieden. Es
war nicht einfach für mich, schliesslich erinnert alles an Dich, selbst der
Geruch. Und Du bist nicht mehr da. Trotzdem war es wichtig für mich.
Für mich geht jetzt ein ganz anderes Leben los. Nie mehr
wird Dein Name auf dem Display meines Handys erscheinen und meine Besuche bei
Dir, traditionell immer am Dienstag- und Samstagabend wird es nicht mehr geben.
Und wie wird es an Weihnachten sein? Weihnachten, das Fest, das Du immer so
geliebt hast und das wir beide immer zusammen verbracht haben. Den Gottesdienst
an Heilig Abend, den wir immer besucht haben. Wie wir zusammen Weihnachtslieder
gespielt und gesungen haben. Es wird schwer werden für mich. Aber ich werde
dann meine Wohnung mit Deinem Weihnachtsschmuck schmücken, so wie Du Deine
Wohnung immer geschmückt hast. Und dann wirst Du bei mir sein, einfach in
meinen Gedanken und ich werde mich an vergangene Zeiten erinnern.
Ich habe Dich in der Aufbahrungshalle besucht. So
friedlich bist du da gelegen in deinem hübschen Sommerkleid, das Claudia für
Dich ausgesucht hat. Mit einer rosaroten Rose in der Hand, wie Du es gewünscht
hast. Dieser Anblick hat mich geschmerzt, aber ich habe auch Dankbarkeit
gespürt. Dankbarkeit, dass ich Dein Sohn sein durfte. Du hast Dein Leben vor
allem für Deine Kinder gelebt. Bitte verzeih uns, wenn wir Dir dafür nicht
immer die nötige Dankbarkeit entgegengebracht haben. 34 Jahre lang hast Du mich
begleitet, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Immer hast
Du mir Deine Liebe und Deine Wärme gegeben. Immer hast Du mir Dein Verständnis
entgegengebracht. Deshalb habe ich mich vor Dir verbeugt, bevor ich die
Aufbahrungshalle verlassen habe. Denn Du bist ein Mensch, der es verdient, dass
man vor ihm in die Knie geht.
Liebes Mami, Du bist auf Deine letzte Reise gegangen, und
Du hinterlässt hier eine riesengrosse Lücke. Ich weiss, dass ich noch oft um
Dich weinen werde. Aber ich bin auch dankbar, dass Du von Deinem Schmerz erlöst
wurdest. Es war für mich enorm schwer, Dich so leiden zu sehen. Doch auch wenn
Du nicht mehr da bist, in meinen Gedanken wirst Du immer bei mir sein. Am
Himmel werde ich Deinen Stern sehen und in meinem Herzen wird für Dich immer
ein ganz grosser Platz frei sein, egal, was auch passieren möge. Ich bin davon
überzeugt, dass wir uns irgendwann wieder sehen werden, und das gibt mir Trost.
Bis dahin werde ich versuchen, so zu leben, wie Du es mir beigebracht hast. So,
dass Du stolz sein kannst auf mich.
Sei ganz lieb umarmt
Zum Schluss möchte ich noch folgendes sagen: wenn ihr noch eine Mutter habt, dann geht zu ihr und schenkt ihr eine innige Umarmung. Es kostet euch nichts und schon morgen könnte es zu spät sein!
Das Grab meiner Mama |